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Die Heimatschule

Letzte Änderung: 07.08.2011 01:46Uhr
Zwischen 1917 und 1953 standen auf dem Fliegerhorst Weimar-Nohra zwei dreieinhalbgeschossige Kasernengebäude, die mit einer eingeschossigen Flugzeughalle verbunden waren. Im ersten Weltkrieg diente die Halle als Werft.
Postkarte der Heimatschule
Postkarte der Heimatschule
Ab 1. Januar 1931 wurde ein Drittel des ehemaligen Flugplatzes an die 1928 gegründete »Heimatschule Mitteldeutschland e. V.« für 1278 Reichsmark vermietet. Darunter war auch die Werft, die der Sitz der Heimatschule wurde. Sie war ein nationalistisch, militärisch ausgerichteter Verein, der von Leutnant a.D. Egon von Pirch als Direktor geleitet wurde. In der Heimatschule waren bis zu 400 Schüler untergebracht, wobei ein Großteil jünger als 20 Jahre war.
Die Heimatschule engagierte sich ab 1931 im Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD). In Verbindung mit der paramilitärischen Organisation "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten" beteiligte sich die Heimatschule am militärischen Drill der Jugendlichen. Neben dem Bau eines Fahrradweges von Weimar nach Erfurt waren die Arbeitsdienstwilligen der Heimatschule im April 1933 auch am Wiederaufbau des ehemaligen Flugplatzes Nohra beteiligt.
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP und die damit verbundenen, massenhaften Verhaftungen von Kommunisten ab dem 28.02.1933 waren die Gefängnisse der Region völlig überfüllt. Es wurde beschlossen ein Sammellager für politische Gefangene einzurichten. Dafür wurde die Heimatschule Nohra ausgewählt. Bereits am 3. März wurden die ersten Gefangenen eingeliefert. Sie wurden in einer leergeräumten Etage der Werft eingesperrt. Sie mussten auf mit Stroh gefüllten Säcken schlafen. Ein Teil der Heimatschüler wurde für die Bewachung der Häftlinge zu Hilfspolizisten ernannt.
Am 5. März 1933 wurde es den Insassen noch gestattet ihre Stimme für die Reichstagswahlen abzugeben. Aus dem Vergleich zu den Wahlen vier Monate zuvor ergibt sich, dass am 5. März bereits etwa 170 Personen in der Heimatschule gefangen gehalten wurden. Maximal 220, insgesamt aber 260 Insassen waren hier bis zur Auflösung des Lagers am 28. Juli 1933 inhaftiert.
In der Heimatschule verstarb am 17. März der RFB-Funktionär Fritz Koch an einer Halsentzündung. Er blieb damit das vermutlich einzige Todesopfer im Sammellager Nohra.
Die meisten Gefangenen wurden nach einer vorgefertigten Erklärung mit folgendem Wortlaut wieder entlassen:

"Ich verpflichte mich, in Zukunft die kommunistische Bewegung in keiner Weise zu fördern oder mich in Irgendeiner Form an ihr zu beteiligen."

Soldaten bei der Flugplatzwache; hinten links: Heimatschule
Soldaten bei der Flugplatzwache; hinten links: Heimatschule
Die restlichen Gefangenen überführte man in andere Gefängnisse bzw. Konzentrationslager wie Bad Sulza oder Buchenwald.
Geschlossen wurde das Sammellager in Nohra, da die "Fliegerlandesgruppe" das Flugplatzgelände wieder zum Lehrflugplatz ausbauen lassen wollte. Genehmigt wurde das bereits 1932 durch den Weimarer Stadtrat.
Nach der Übernahme des Flugplatzes durch die UdSSR Im Jahr 1945 fanden weitreichende Umbaumaßnahmen am Flugplatzgelände statt. Unter anderem wurde zu Beginn der 1950er Jahre auch die ehemalige Heimatschule abgerissen.